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Fr. Chege und Francis Mbiu zu Besuch

Jun 17, 2023Berichte

Bei Alfons Nowak

Bei Jörg Sahlmann im Mineralienhandel

Fr. Chege und Francis Mbiu zu Besuch

Fr. Chege Erastus, Direktor der Bosco Boys aus Nairobi und Francis Mbiu, ein ehemaliger Bosco Boy, der mit 4 Jahren von der Polizei auf der Straße aufgegriffen worden war, waren von Mittwoch- bis Donnerstag-Abend unsere Gäste. Die Salesianer Zentrale in Bonn hatte die Beiden eingeladen. Der dritte Eingeladene, Isaac, auch ein ehemaliger Bosco Boy, hatte leider sein Visum verpasst.

Trotz aller Absprachen waren die Beiden auf ihrer Fahrt von Bonn an Recklinghausen vorbeigefahren und ich konnte sie dann in Marl-Sinsen retten. Wie passend: Der Direktor des Straßenkinder-Projektes und ein ehemaliger Geretteter wurden selbst das Objekt einer ‚Rescue‘-Aktion, sie wurden von mir von der Straße gerettet!

Wir verlebten einen komplett mit Begegnungen und Besichtigungen ausgefüllten Donnerstag! Jörg Sahlmann vom Mineralienhandel, Gründungsmitglied unseres Vereins, freute sich besonders über unseren Besuch. Sein Engagement für die Menschen in Madagaskar, hatte ihm gerade jetzt viele Hasskommentare eingebracht. Er nutzte die Gelegenheit, um mit uns ein Video zu drehen, das auf Instagram erschienen ist. Wir besuchten Andreas Rennervon der Firma Feld, auch er ein Gründungsmitglied. Meinen Nachfolgerinnnen, Anna Heidenreich und Ute Heidemann, in der Erlenpraxis in Meckinghoven statteten wir einen Besuch ab. Frau Engbert vom KIA-Autohaus gegenüber empfing uns herzlich.

Im Ludgerushaus freute sich Ilse Lau über unseren Besuch und Christel Fischer, ein treues Mitglied unseres Vereins servierte uns eine Erfrischung an diesem heißen Tag. Meine Gäste genossen den Spaziergang rund um das Hebewerk und waren begeistert von dieser technischen Meisterleistung und dem Riesenprojekt der Kanalbauten bereits vor 130 Jahren. Die kurze Zeit zwang uns leider den geplanten Besuch in der Physiotherapie-Praxis von Frank Bartsch aufzugeben. Schade! Frank ist uns ein so wertvoller Unterstützer, dem Fr. Chege gerne persönlich gedankt hätte.

Das geplante Mittagessen konnten wir durch eine Einladung zu Erdbeeren und Waffeln bei Joseph und Christel Fischer in ihrer Gärtnerei in Horneburg ersetzen. Köstlich! Die Beiden genossen es. Dann hieß es, sich beeilen; denn um 15 Uhr trafen wir uns mit Freunden unseres Vereins bei mir zu Hause. Es wurde ein wunderbarer Nachmittag mit 10 Gästen, unter ihnen Pfr. Paulus Phan und Clemens August Holtermann. Jeder stellte sich vor und erzählte von seiner Verbindung zu unserem Verein.

Fr. Chege erzählte von den Straßenjungen, wie sie die Jungen von der Straße ‚retten‘; wie die Rehabilitation verläuft, die schwierige Zeit des Drogenentzugs, durch den alle durchmüssen. Er berichtete von der oft dramatisch ablaufenden Wiederaufnahme des Kontakts mit der Familie des Straßenjungen. Für die Schilderung der schulischen Laufbahn im Internat in Kuwinda bleib kaum Zeit.

Sehr bewegend war die Schilderung von Francis über seinen Werdegang. Mit 4 Jahren hatte ihn die Polizei verlassen auf der Straße aufgegriffen und zu den Bosco Boys gebracht. Sie sind seine Familie, seine Brüder, seine Heimat geworden. Jetzt ist er als Automechaniker tätig, ist verheiratet, hat zwei Töchter, die jüngste gerade 3 Monate alt. Er engagiert sich als Kassierer in der Gruppe der Ehemaligen, die eine Stiftung gegründet haben –  BOSCO BOYS SCHOLARSHIP REVOLVING FUND – um jetzigen Bosco Boys eine Universitäts- oder technische Ausbildung nach Schulabschluss zu ermöglichen. Die ehemaligen Bosco Boys sehen darin eine Möglichkeit, etwas von dem, was sie erhalten haben, an jetzige Bosco Boys zurückzugeben.

Sehr interessiert waren unsere Mitglieder zu hören, was Fr. Chege zu der Anwerbeaktion von Fachkräften unseres Bundeskanzlers in Kenia sagt. Die meisten von uns sehen darin eine moderne Form von Kolonialismus. Für Chege entsteht bei diesem Thema eine gespaltene Gefühlslage. Jeder Abgeworbene stellt einen Verlust für die kenianische Gesellschaft dar und fehlt bei der so nötigen Entwicklung des Landes. Auf der anderen Seite gibt es viele junge gut ausgebildete Menschen, die keine Arbeit in Kenia finden. Viele junge Lehrer arbeiten bereits jetzt in den Golfstaaten. Sie sind dort als Reinigungskräfte tätig und verdienen damit wesentlich mehr, als wenn sie in Kenia als Lehrer angestellt würden.

Es fiel uns schwer, unser Gespräch zu beenden, so viele Fragen waren noch offen. Aber der Zug wartete nicht und ich war froh, dass wir 5 Minuten vor der Zeit am Bahnhof Recklinghausen eintrafen. Dieses Mal gab es kein Problem durch Verspätungen. Das Umsteigen in Duisburg meisterten die Beiden und pünktlich um 20 Uhr wurden sie in Bonn von Sabine Rittinger empfangen. Am folgenden Tag stand ein großes Programm in zwei Schulen auf dem Plan. Chege und Francis verließen uns voller Begeisterung und Dankbarkeit. Das Interesse der Menschen, die Aufmerksamkeit, mit der zugehört wurde, das Engagement für benachteiligte junge Menschen im 8.000 Kilometer entfernten Kenia hatte sie tief berührt. Dieser, wenn auch kurze Besuch hat intensive Begegnungen möglich gemacht und uns allen gezeigt, dass wir zusammen gehören, auch wenn wir unter so unterschiedlichen Bedingungen und weit entfernt von einander leben. Wir haben praktisch erlebt, was wir theoretisch schon immer wussten. Wir sind Mitmenschen, Bürger einer Erde!

Dank an alle, die dabei waren und durch ihre Teilnahme und ihr lebendiges Interesse für ein Gelingen dieses Besuchs gesorgt haben!

Alfons Nowak, 16. Juni 2023