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Ist es gerecht Arbeitskräfte aus Kenia zu holen?

Jul 8, 2023Berichte, Kenia News

Zeitungsartikel aus Kenia

Zeitungsartikel aus Kenia

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Leserbrief Paderborn in "Der Dom"

Ist es nun eine Zumutung
und eine Art Neukolonialismus,
wenn wir erwarten, dass Mütter
in anderen Ländern Kinder ge-
bären, großziehen und sie dann
an uns abgeben, anstatt dass
diese jungen Menschen ihrem
eigenen Land dienen? Forcieren
wir mit unseren Ansprüchen
nicht zwangsläufig die Not in
anderen Ländern mit der Fol-
ge weiterer Flüchtlingsströme,
Hunger und kriegerischer Aus-
einandersetzungen? Probleme
über Probleme, die mich und
meine Enkelkinder besorgt sein
lassen und die sich allein nur
mit Gottes Hilfe und im unbe-
dingten Vrertrauen auf die erneu-
ernde Kraft des Helligen Geistes
lösen lassen: Renovabis – du
wirst erneuernl Ich gehe mit!
Möge unsere Kirche nicht müde
werden, uns diese Vision immer
wieder vor Augen zu führen.

Horst Meyer, Paderborn in einem Leserbrief
in ‚Der Dom‘ zu Pfingsten.
Uns eigesandt von unserer eifrigen Förderin
Gerda Maria Menge aus Dortmund.

Artikel aus Kenianischen Zeitschriften

Daily Nation, Montag 3. Juli 2023

Daily Nation, eine der wichtigsten Tageszeitungen Kenias bringt als Aufmacher am Montag, 3. Juli, einen Bericht über den Auszug der Jugend aus dem Land auf Grund fehlender Arbeitsplätze und im Inneren einen ausführlichen Artikel. Fr. Chege hat mir Fotos des Artikels geschickt, den ich hier in Teilen übersetze und zusammenfasse.

Youth Exodus – Exodus der Jugend

Grünere Weiden – Arbeitslosigkeit und die harten Lebensbedingungen haben viele junge Menschen an den Rand der Verzweiflung gebracht und sie wollen raus. Die langen Schlangen an den Passbehörden überall im Land und am Flughafen bezeugen dies – die Jugend verlässt das Land und sucht die Erfüllung ihrer Träume im Ausland. Und die Regierung ermuntert sie dazu… – Das Außenministerium hat eine Internet Plattform installiert, um Kenianern einen direkten Zugang zu Arbeitsangeboten im Ausland zu ermöglichen.

Arbeitslosigkeit Über 3.12 Millionen Kenianer waren 2022 als arbeitslos registriert. – Kenia hat 53 Millionen Einwohner. Die meisten Menschen leben von Minijobs, vom Handel mit geringen Verdienstspannen, von kleinen und kleinsten landwirtschaftlichen Betrieben, von der Hand in den Mund. Sie tauchen in der Arbeitslosigkeitsstatistik nicht auf. 

Die Antragstellung auf einen Pass wird für viele Kenianer ein Alptraum. Es gibt einen Rückstau von mindestens 70.000 Anträgen bei der Einwanderungsbehörde. Die Behörde schafft am Tag höchstens die Bearbeitung von 700 Pässen. Im Jahr 2022 ist die Ausgabe von Pässen um 55,9 % auf 426.137 gestiegen.

173.218 Kenianer haben sich 2022 um die US Green Card über den Weg der ‚Diversity visa lottery‘ beworben. – Dieses ist ein Lotterieverfahren, das die USA eingeführt haben, um eine Vielzahl von Staaten bei der Beantragung der Einreiseberechtigung zu berücksichtigen.

Arbeitsstellen im Ausland – Präsiden William Ruto hat 400.000 Arbeitsstellen für Kenianer in Deutschland und Saudi-Arabien ‚gesichert‘. – So berichtet es die Daily Nation auf ihrer Titelseite.

Mit Kanzler Olaf Scholz habe er vereinbart, 250.000 ausgebildeten und halb-ausgebildeten Kenianern in Deutschland eine Arbeitsstelle zu besorgen. Eine Arbeitsgruppe beider Außenministerien ist dafür gebildet worden. Saudi Arabien bietet Kenia 130.000 Arbeitsplätze an. – Hier handelt es sich um Haushaltskräfte, Reinigungspersonal.

Der Artikel ist überschrieben:

Wenn die Jobs austrocknen, muss sich die Jugend woanders grüne Weiden suchen.

Mit 10 anderen Ländern, die kenianische Arbeitskräfte brauchen, sind Abkommen geplant: mit Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA, Kanada und anderen Ländern. Im weiteren Verlauf wird auch berichtet, dass eine Ankündigung des kenianischen Außenministeriums von Mai, dass Kanada Job-Angebote für Kenianergemacht habe, sich als Falschmeldung erwiesen hat. – Gerade hatte mir Stephen Kagoyo, der sich in Kariua für Slum Kinder einsetzt, geschrieben, dass er sich für einen Job als Apfelpflücker in Kanada bewerben möchte.

Daneben berichtet das Arbeits- und Sozialministerium in Kenia, dass es mit sieben Ländern bilaterale Abkommen getroffen hat, um Tausenden gut ausgebildeten Kenianern sichere Arbeitsplätze zu beschaffen. In den Ländern mit hohem Einkommen gebe es einen großen Mangel an Arbeitskräften, während im scharfen Gegensatz dazu Afrika von Arbeitslosen überschwemmt sei und anständige Arbeitsstellen fehlten.

Arbeitsmigration, wenn sie gut gestaltet werde, sei in der Lage, Familien und Gemeinden zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Ken Gichinga, Chef Ökonom am Mentoria Institut für Ökonomie sagt, er sehe zwei positive Auswirkungen der Arbeitsmigration für die heimische Wirtschaft: Junge Menschen kommen in Kontakt mit einer entwickelten Ökonomie – und lernen dadurch – und sie verdienen so viel, dass sie ihr Land durch Geldüberweisungenunterstützen. Er mahnt die Politiker, Anreize zu schaffen, damit die im Ausland gut ausgebildeten Fachkräfte nach Kenia zurückkehren und ihre Fähigkeiten und ihr Wissen hier einsetzen. Die Zentralbank hat mitgeteilt, dass die Überweisungen von Kenianern aus dem Ausland, der größte Posten in ihrer Statistik, im Jahr 20222 um 15,8 % zugenommen hat. Die Auswandererrate lag 2020 bei 5,35 Promille, 2019 5,39 Promille. Die geringere Zahl scheint der Corona Pandemie geschuldet. Jetzt rechnet man mit einem Anstieg der Zahlen.

Kritik an der Förderung der Arbeitsmigration kommt von anderen Experten, so von Professor Tom Mboya von der Maseno Universität. Er sagt, die Regierung punkte in der Öffentlichkeit mit dem Auftun von Arbeitsstellen im Ausland, ihre eigentliche Aufgabe sei aber, im Land selber Arbeitsplätze zu schaffen. „Ich habe noch nie eine Regierung gesehen, die dafür kämpft, Arbeit zu exportieren.“ „Warum wird zum Beispiel Mais importiert und es wird nichts getan, um Kenianern nachhaltige und sichere Arbeitsplätze zu verschaffen.“

Er kritisiert, dass es keine Studie darüber gebe, was der massive Exodus von kenianischen Fachkräften für die heimische Industrie bedeute. Hingewiesen wird auf den Gesundheitssektor, der unter dem Mangel an Personal leidet. Von der Regierung wird entgegnet, dass es keinen Mangel an jungen Menschen gebe und dass sich der Mangel bald auf natürliche Weise ausgleichen werde. – Eine nahezu zynische Argumentation. – Nach Mboya wird der Exodus von fähigen Menschen die Norm bleiben, solange die Wirtschaft es nicht schafft, der Masse an Arbeitskräften qualifizierte Arbeitsmöglichkeiten zu verschaffen.

Alfons Nowak, 7. Juli 2023