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Kakuma News

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Kakuma-Stadt und seine Flüchtlingslage

Kakuma Stadt ist eine katholische Pfarrei mit einer großen schönen Kirche direkt neben dem Missionshospital. Die katholische Pfarrei im Lager leitet Fr. Jose. Die Hauptkirche ist Holy Cross, neben dem Don Bosco Zentrum gelegen. Über das Lager verteilt gibt es noch 8 weitere einfach gebaute Kirchen und so genannte Kapellen, die lediglich aus einer Umzäunung bestehen, darin ein Altar aus Lehm und Holzbalken auf dem Boden als Sitzplätze.

Die Flüchtlingscamps Kakuma und Kalobeyei

Kakuma liegt ca. 800 km nördlich von Nairobi mitten in der Wüste und man erreicht es über teilweise unbefestigte Straßen. Durch den Unabhängigkeitskrieg des Südens gegen die Zentralregierung des Sudans strömten Tausende von Flüchtlinge nach Kenia. 1992 gründete die UNO das Flüchtlingslager Kakuma im Norden Kenias in der Nähe zu den Grenzen des Südsudans, Ugandas und Äthiopiens. Schnell kamen Flüchtlinge aus Äthiopien, Eritrea und in besonders hoher Anzahl aus Somalia dazu. Menschen aus dem Kongo, aus Burundi und Ruanda folgten. 2016 war das Lager mit mehr als 180.000 Flüchtlingen massiv überfüllt. Der neu entbrannte Bürgerkrieg im unabhängig gewordenen Südsudan hatte eine neue Flüchtlingswelle ausgelöst, von der in kurzer Zeit 40.000 Menschen in Kakuma untergebracht werden mussten.

Kakuma – Bedrohung durch den Fluss von Dr. Alfons Nowak

Am Sonntag, dem 6. Oktober 2019, am Tag bevor ich nach Kakuma flog, riss ein neues Hochwasser die letzten Meter Erde weg, die den Fluss vom Don Bosco Zentrum im Lager trennten und brachte die Schreinerwerkstatt zum Absturz. Die Geräte konnten glücklicherweise vorher ausgeräumt werden. Mittlerweile ist die Schweißerwerkstatt ebenfalls ins Flussbett gestürzt und alle Maschinen auch aus den anderen Abteilungen sind ausgeräumt worden. Wie es weitergeht, weiß niemand. Ob das Don Bosco Zentrum mit der gerade prächtig renovierten Kirche als Insel bestehen bleiben kann, ist völlig ungewiss.
Den Fluss zu bändigen, ist mit den Möglichkeiten dort unmöglich. Zwei spanische Ingenieurinnen, die mit mir angekommen waren, mussten dies eingestehen. Maria Jose, eine von ihnen, geriet sogar in Lebensgefahr. Sie war bei ihren Erkundigungen plötzlich bis zur Mitte ihrer Oberschenkel in dem weichen Sand eingesunken. Glücklicherweise konnte Marina sie sofort herausziehen.

Das Leben im Flüchlingslager

Das Leben im Lager ist nicht leicht. Die beengten einfachen Hütten. Das eintönige Essen. Die Nahrungsmittelrationenenthalten lediglich Mais, Hirse, Salz und Öl. Die vielen Menschen auf engem Raum. Das Zusammentreffen verschiedenerNationen und Stämme mit ihren unterschiedlichen Eigenarten und Kulturen. Das Auf einander treffen von verfeindetenStämmen, wie z.B. der Dinkas und der Nuer, die in ihrer Heimat Süd Sudan Krieg miteinander führen. Das Klima mitgroßer Hitze, Wind und Staub. Die unpassierbar gewordenen Wege nach Regen. Die unzureichenden Möglichkeiten, beiKrankheit Hilfe zubekommen. Für die Jugendlichen und Erwachsenen die fehlende Abwechslung, die Langeweile, keine Möglichkeiten, sich sinnvoll zu beschäftigen.

Die Herausforderung beginnt nach der Registrierung und notfall mäßigen Unterbringung damit, dass die Menschen sichihre Hütte selbstbauen müssen. Der Platz wird ihnen gezeigt, der Grundriss und der Plan der Hütte liegt vor. Nun geht es darum, ausdem Lehm des Bodens Steine zu formen und in der Sonne trocknen zu lassen, um daraus das Haus aufzubauen. 2013 und 14 sah ich noch viele Dächer aus Planen, die zur Verfügung gestellt wurden. Mittlerweile sind alle Dächer ausWellblech. Die Wände ausgetrockneten Ziegeln sind nicht regenfest, so dass immer wieder Wände einbrechen und ganzeHütten zusammenfallen. Dieses passiert ein einem Teil des Lagers 2014 durch die Überschwemmung durch denHochwasser führenden Fluss, der sich durchs Lager schlängelt, meistens aber trocken ist. In Kalobeyei, dem neuenFlüchtlingslager ungefähr 20 Kilometer von Kakuma entfernt, verfolgt die UNO eine andere Strategie. Die Hütten sollenoffensichtlich für lange Zeit halten und werden in Stein geplant. Für die erste Unterkunft baut man sie aus einemHolzgestell, das mit Plastikplanen verkleidet wird. Nach und  nach werden diese Provisorien durch die UNO durch Steinhäuser ersetzt.

Toiletten sind tief ausgehobene Gruben, auf die eine Betonplatte mit ausgespartem Loch gelegt wird. Wellblechwändesorgen für das Mindestmaß an Intimität. Die Platten werden im Lager angefertigt. Diese Tätigkeit ist eine der wenigenMöglichkeiten, eine Beschäftigung zu erhalten. Die Hütten sind ein Raum, in den die Menschen meistens eine Mauer einziehen, um Eltern und Kinder oder Mädchen und Jungen von ein ander zutrennen. Rasch bemühen sich die Menschen,ihren Bereich abzugrenzen und zusichern. Feste Pfosten für eine kräftige Tür mit einem Vorhängeschloss sind ein Muss.Häufig leben Großfamilien zusammen oder Gruppen junge Männer. Die dornigen Zweige der Akazien werden gesammeltund mit ihnen wird ein undurchdringlicher Zaun um mehrere Hütten gezogen. So entsteht ein Verbund von Hütten miteinem Innenhof. Geld ist erforderlich und handwerkliches Geschick, um sich ein einigermaßen sicheres Zuhause zu schaffen.

Essen und trinken

 Gut dran sind die, die Geld zur Verfügung haben. Sie können sich zu der mageren eintönigen Kost der Rationen dazukaufen, was sie sich leisten können. Werke in Geld hat, und das sind die meisten, der muss mit der täglichen einmaligenMahlzeit auskommen. Diese wird am Abend auf dem kleinen Kocher gekocht. In der Regel ist es Ugali, gekochtesMaismehl oder ein Brei aus Sorghum, einer Hirseart. Gemüse, Obst, Fleisch gibt es keines über die zu geteilten Rationen.Der Kocher und ein Topf gehören zur Ausstattung des Flüchtlingshilfswerks. Das Brennmaterial ist das große Problem.Immer ist zu wenig davon da. Alle 14 Tage wird Brennholz ausgegeben. Im Lager und in der Umgebung wird jedes StückHolz eingesammelt. Ich wundere mich immer wieder, wenn ich tatsächlich Kinder mit einem Bündel trockener Äste nachHause ziehen sehe. Ich denke, dass die wenigen Bäume im Lager extra geschützt werden, ansonsten wären sie schon lange abgeholzt.

Mit Holzkohle zu heizen, ist wesentlich einfacher und effektiver. Für die hier lebenden Turkana ist die Herstellung und derVerkauf von Holzkohle eine wichtige Einkommensquelle geworden. Überall an den Überlandstraßen sieht man Säcke mit Holzkohle, die auf einen Käufer warten. Der dazu gehörige Händler ist in der Regel unsichtbar, taucht aber schnell auf,wenn es an das Bezahlen geht. Sie kommen damit ins Lager und kaufen von den Flüchtlingen Mais, Hirse und Salz, das manche anbieten können. Die Turkana ziehen mit ihren Herden wie selbst verständlich durch das Lager, um sie dortweiden zulassen. Das Gelände der Flüchtlingslager haben sie an die UNO verpachtet. Ihr Recht, sich hier ungehindert zu bewegen, ist dadurch nicht berührt. ADie Wasserversorgung ist im alten Teil des Lagers, in Kakuma 1und 2, lange kein Problem gewesen. Die gebohrten Brunnen lieferten genug Wasser für die vorhandene Bevölkerung. In Wasserspeichern wirdein Vorrat gebildet und Wasserleitungen leiten das trinkbare Wasser zu den Zapfstellen, die gleichmäßig über das Lagerverteilt sind. Die weiter außerhalb liegenden Lagerteile müssen mit Tanklastwagen versorgt werden.

Mit Zunahme der Bevölkerungszahl wurde das Wasser knapp und die Wasserversorgung wurde rationiert. Nur zu wenigenStunden am Tag ist Wasser an den Zapfstellen vorhanden. Man kann sich leicht vorstellen, wie konflikt trächig dieserMangel ist. Früh bilden sich Schlangen vor den Zapfhähnen. Wer darf sich wieviele Kanister füllen? 20 Liter werden pro Person und pro Tag gerechnet. Dieses Wasser muss für das Essen, für die persönliche Hygiene und zum Wäsche waschenreichen. Ein großes Glück ist, wenn man eine Beschäftigung findet, einen Job, auch wenn nur gering bezahlt oder wennman sich für eine andere Aufgabe engagieren kann. Die Eltern sind froh, wenn sie ihre Kinder betreut wissen, wenn dieKinder zur Schule gehen können. Bildung wird hochgeschätzt und die Kinder sind begierig zu lernen.

Leben im Flüchtlingslager – Hospital

Kleine Dinge, wie zum Beispiel eine Solarlampe, können die Lebensqualität erheblich verbessern. Endlich ist man in der Lage, auch nach Einbruch der Dunkelheit zu lesen, den Kindern ist es möglich, ihre Schularbeiten anzufertigen. Für die Älteren eröffnet sich die Möglichkeit, sich auf Prüfungen zuhause vorzubereiten. Ansonsten bot Fr. Luke den Prüflingen vor Abschlussprüfungen an, in der Schule zu übernachten und dort zu lernen. Alles, weil es im Lager so gut wie keine Elektrizität gibt und das Lager wegen der Nähe zum Äquator ab sieben Uhr weitgehend in vollkommener Dunkelheit versinkt. Sprachkurse für Erwachsene bedeuten Beschäftigung, bieten eine Unterbrechung des eintönigen Tagesablaufs. Damit verbunden lernen sie mit Englisch und Kisuaheli Sprachen, die ihnen einen Kontakt mit den Mitbewohnern aus anderen Ländern und Stämmen ermöglichen.

Eine große Bedeutung hat die Tätigkeit von Kirchen und Nicht-Regierungs-Organisationen, “NGO´s, für die sozialen Kontakte und für das Bildungs- und Sportprogramm. Viele Organisationen sind im Lager tätig, bieten unterschiedliche Hilfen an, sei es für medizinische Probleme, sei es für Schulprogramme, sei es nur dazu, kostenloses Telefonieren zu ermöglichen.

Die Kirchen leisten Großes. Sie haben den Vorteil, dass sie auch auf die spirituelle Not der Menschen eingehen können. Ich kenne die Aktivitäten, mit denen die katholische Pfarrei, jetzt unter der Leitung von Fr. Jose, einem indischen Salesianer, im Lager hilft. Über 50 kleine christliche Gemeinschaften haben sich gebildet. Dieses sind Gruppen von Christen, die in der Nähe wohnen und sich mindestens einmal in der Woche treffen, um sich auszutauschen, Probleme zu diskutieren und Hilfen zu planen. Ein selbst oder mit einem Katecheten gestalteter einfacher Gottesdienst mit Lesung aus der Bibel, einem Gespräch darüber und gemeinsames Beten gehören dazu. Die Kraft, die den Menschen daraus erwächst, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Zu den Angeboten gehört auch der von uns unterstütze Savio Club, eine Einrichtung für die Kinder, die von den Eltern mit Begeisterung und Dankbarkeit angenommen wurde. Bei der Begrenztheit der Plätze gibt es immer wieder das Problem, bei der Einschreibung entscheiden zu müssen, welches Kind angenommen wird und welches man zurückweisen muss.

In jeder der über das Lager verteilten Kirchen und Kapellen gibt es einen Chor, manchmal sind es zwei, die dann sonntags darum konkurrieren, singen zu dürfen. Es ist erstaunlich und begeisternd, wie die Chöre ohne Noten wunderbaren mehrstimmigen Gesang zur Aufführung bringen. Musikinstrumente werden selbst hergestellt, Trommeln aus Kanistern, Rasseln mit Hilfe von Kronkorken. Die Abendzeit ab 5 Uhr ist die Zeit, in der überall im Lager Fußball gespielt wird. Heranwachsende Mädchen bevorzugen Volleyball. Im Don Bosco Zentrum ist es die Zeit, wo Mercy ihre langen Kerle aus dem Süd Sudan im Basketball trainiert.