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Auf einmal ist der Krieg in meinem Wohnzimmer

Jan. 29, 2025Berichte

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Auf einmal ist der Krieg in meinem Wohnzimmer

Liebe Freunde, ihr habt möglicherweise – und wenn, dann vermutlich am Rande – von der Einnahme der Stadt Gomadurch die Rebellengruppe M23 am 27. Januar gehört. Goma liegt im Kongo an der Grenze zu Ruanda. Die sich direkt anschließende Nachbarstadt in Ruanda ist Gisenyi. Im November bin ich dort gewesen und von Sr. Furaha und ihren 200 Schülerinnen der Technischen Schule herzlich mit großem Hallo empfangen worden. Mein Ziehsohn Sugira und ich sind an der Grenze gewesen und haben Ausschau nach dem Vulkan gehalten, der Goma überragt. Leider konnten wir wegen diesigem Wetter nichts von ihm entdecken. Am Kivu See haben wir das Wasser der hier zutage tretenden heißen Quelle genossen.

Nun ist dies Kriegsgebiet. Um 14 Uhr habe ich mit Sr. Furaha über WhatsApp sprechen können. Sie hatte mir Fotos von Projektilen geschickt, die in ihr Schlafzimmer und in Klassenräume eingeschlagen waren. Vermutlich fehlgeleitete Geschosse vom Kampf um den Flughafen. Wie durch ein Wunder ist niemand verletzt worden. Sr. Furaha hatte die Nacht im Schlafsaal der Mädchen verbracht. Die Panik unter den Schülerinnen war groß. Sr. Furaha hat einen großen Teil der Mädchen mit Bussen in Sicherheit bringen können. Andere sind zurück in der Schule, ihre Wohnhäuser sind zerstört. Große Angst hat Sr. Furaha um ihre Familie und um die Familie von Sr. Gisele, die wir von unseren Bosco Girls kennen. Beide Familien leben in desolaten Verhältnissen am Hang des Vulkans. Der Telefonkontakt ist abgerissen. Ihr Schicksal ist ungewiss.

Der jetzige Angriff auf Goma hat eine lange Vorgeschichte. Der immer noch herrschende Präsident Kagame befriedete 1994 das vom Völkermord verheerte Land mit einer Armee aus geflüchteten Tutsi von Uganda aus. Viele der an den Morden beteiligten Hutus flohen über Goma in den Kongo, in die Provinz Nord-Kivu. Sie blieben dort, brachten die reichen Bodenschätze unter ihre Kontrolle. Ein unübersichtliches Herrschaftsgebiet verschiedener sich bekämpfender Warlords entstand. Ruanda entdeckte bald, dass es von dieser Situation profitieren könnte. Es entwickelte sich ein Handelsnetz mit den hier geförderten seltenen Erden unter dem Schutz der ruandischen Armee. Die Mineralien werden über Goma nach Ruanda transportiert und von Kigali aus in alle Welt geflogen.

Die größte der Rebellengruppen ist die Gruppe M23, die jetzt unter Billigung Ruandas die Stadt Goma unter ihre Gewalt gebracht hat. Die Demokratische Republik Kongo sieht sich damit im Krieg mit Ruanda. Die Folgen für Goma, Gisenyiund die gesamte Region können verheerend werden.

Weit, weit weg ist dieser Krieg und doch jetzt durch das Gespräch mit Sr. Furaha mitten in meinem Wohnzimmerpräsent. Geschockt und hilflos, wie ich bin, konnte ich nur versprechen, an sie zu denken und für sie zu beten. – Bitte tut es mit mir!

Alfons Nowak, 29. Januar 2025, 15.30 Uhr