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Bericht Kenia Reise November 2023

Bericht Kenia Reise November 2023

Bericht Kenia Reise November 2023

Das Lehrerkollegium mit Lucy und mir

Kenia Reise November 2023

Liebe Freunde unseres Vereins Kakumahilfe,

vom 1. bis 22. November war ich in Kenia und habe dort alle unsere Projekte besucht und daneben noch viele weitere Begegnungen gehabt und Besuche gemacht. Ich kann euch aus vollem Herzen sagen, dass ich sehr zufrieden zurückgekehrt bin. Unsere Projekte gedeihen gut. Einige Korrekturen waren erforderlich, die gut angenommen wurden und bereits Verbesserungen bewirkt haben.

Vom 3. bis 9. November war ich in Kakuma. Seit August ist Fr. Mathew Kuthanapillil als Nachfolger von Fr. Jose dort tätig. Diese Aufgabe stellt eine große Herausforderung dar. Fr. Mathew ist Rektor der Salesianer Gemeinschaft, zurzeit sind es sieben Mitglieder, die allerdings getrennt im Lager und in Kakuma Stadt leben. Nicht einfach für eine Gemeinschaft. Fr. Laurence ist der auch neue Pfarrer der Gemeinde Holy Cross im Lager. Fr. Jose hatte beide Aufgaben inne gehabt. Die Salesianer wollen das weiter vom Fluss bedrohte  Don Bosco-Zentrum im Lager nicht aufgeben und haben darum diese Lösung gefunden. In Kakuma-Stadt ist das große Ausbildungszentrum für Flüchtlinge und Turkana fertiggestellt. Die Zahl der Auszubildenden in verschiedenen Handwerken, in Englisch- und Computer-Kursen beträgt über 400 und wächst.

Die UNO beteiligt sich an diesem Zentrum mit verschiedenen Projekten, unter anderem zur Förderung der Ausbildung von Frauen. Auch hier ist Fr. Mathew der Koordinator und derjenige, der Rechenschaft ablegen muss. Daneben ist die Verantwortung für unseren Savio Club eine vergleichbar kleine Aufgabe, die Fr. Mathew mit Begeisterung angepackt hat.

Lucy Macharia, unsere Supervisorin für den Savio Club, hat guten Kontakt zu Fr. Mathew gefunden. Ein Gespräch mit allen Lehrern und anschließende Gespräche mit Lucy und Fr. Mathew haben bereits Früchte getragen.

Verschiedene Wünsche der Lehrer konnten zu ihrer Zufriedenheit erfüllt werden.

  • Wir haben uns entschlossen, den Lehrern eine höhere Bezahlung zu geben. Die Preise für Lebensmittel, für Benzin haben sich in verschiedenen Bereichen verdoppelt und verdrei­facht. 6.250 Ksh soll der niedrigste Lohn pro Monat sein. Auf Grund der Schwäche des Ksh entspricht das ungefähr 40 €.
  • Das Geld wird ihnen über MPESA auf ihr Mobilphon geschickt. Das ist die bewundernswert einfache kenianische Methode, Geld zu transferieren und Rechnungen zu bezahlen.
  • Die Lehrer haben bisher die Lebensmittel und die Milch für die Zwischenmahlzeit der Kinder selbst transportiert, entweder auf dem Fahrrad oder mit einem Boda Boda, dem Transport auf einem Motorrad, wofür sie von ihrem Lohn bezahlen mussten. Der Transport wird nun von den Salesianern übernommen.
  • Wenn sie von weit aus dem Lager zu Treffen kommen, werden ihnen 300 Ksh erstattet.
  • Die Lehrer klagten, dass sie oft von der Polizei angehalten werden, die wissen will, wohin sie im Lager unterwegs seien. Sie erhalten nun einen Ausweis, der sie als Lehrer des Savio Clubs ausweist.

Einige Lehrer fehlten häufig unentschuldigt. Zwei Lehrer werden deshalb ausgewechselt.

An die Pflicht, sich bei Lucy abzumelden, wurde erinnert.

  • Für den Wunsch, mehr Schüler aufzunehmen und in den Gruppen Schattenplätze zu schaffen, fehlt es einfach an Raum und Geld.
  • Für Anfang Januar, wenn die Gruppen noch nicht begonnen haben, ist eine Fort­bildungs­woche für die Lehrer geplant. (Mir ist aufgefallen, dass auch die Lehrer Bedarf haben, ihre Kenntnisse aufzubessern, z.B. im Englischen.)

 Unser Fest mit allen 1.000 Kindern war sehr gut vorbereitet, eine wahre Freude für mich und alle Beteiligten. Wir blieben dieses Mal am Kirchenvorplatz, wo wir den Vorteil hatten, im Schatten von Bäumen sein zu können. Auch war der Himmel bedeckt, sodass es nicht zu heiß wurde. Das Essen wurde jetzt für alle auf Teller verteilt und dann nacheinander ausgegeben. Die unendliche Zahl an gefüllten Tellern auf dem Boden der Versammlungshalle machte einen tiefen Eindruck auf mich.

Dieses Jahr regnet es reichlich in Kenia. Manche Landesteile sind überflutet. Auch ich bekam die Auswirkungen zu spüren. Die Fahrt durchs Lager war abenteuerlich. Beim Versuch, die andere Strecke zu benutzen – durch das Flussbett, das gerade trocken war und quer durch den Busch – blieben Fr. Mathew und ich prompt stecken und mussten Hilfe alarmieren. Joseph, der Fahrer, zog uns mit einer Seilwinde heraus und befreite uns ein zweites Mal ungefähr 200 Meter weiter.

Mein Flug zurück nach Nairobi wurde abgesagt und auf den nächsten Tag verlegt, da auf der nicht-asphaltierten Landebahn kein Flugzeug landen oder starten konnte.

Die Bosco Boys in Nairobi besuchte ich gleich nach meiner Rückkehr am 9. November. Die feierliche Begrüßung mit Pauke und Trompeten ist schon Tradition. Deutlich verbessert hat sich der Klang der Blechbläser. In Kuwinda und Langata, den beiden Standorten der Bosco Boys, waren die Teams ebenfalls ausgewechselt worden. Fr. Vincent Mokaya ist der neue sympathische Direktor, Nachfolger von Fr. Chege, der nun verantwortlich für die Finanzen aller Niederlassungen in der Provinz Ost-Afrika ist. Wir machten einen ausführlichen Rundgang durch die hauseigene Landwirt­schaft  und ich begrüßte Fr. Vincenzo, meinen hochbetagten Freund, Gründer der Niederlassung der Salesianer in Kakuma 1992.

Mein Besuch bei unserem Mädchen- und Frauen-Projekt in Dagoretti Market, bei den von uns so genannten Bosco Girls, fand zusammen mit Sr. Gisele am 15. November statt. Im Voraus hatten wir bereits besprochen, dass unser Kontakt nach Dagoretti intensiviert werden muss. Wir einigten uns darauf, dass wir unsere Spenden nicht mehr an die Zentrale der Salesianer-Schwestern in Hurling­ham, sondern direkt nach Dagoretti schicken und dass die leitende Schwester dort uns Berichte, Fotos und die Abrechnungen schickt. Sr. Purity verlässt leider zu Ende des Jahres Dagoretti, es wurde mir aber versichert, dass ihre Nachfolgerin genauso versiert und engagiert sein werde.

Es war wie im letzten Jahr eine Freude, hier zu sein. Alle hatten sich zur Begrüßung eingefunden und bei Singen und Tanzen wurde mir ein kenianisches Hemd übergezogen, von einer Schneiderin vor Ort genäht. Einen leckeren Kuchen in Erdbeerfarbe und –geschmack durfte ich anschneiden. Ein Stück wurde mir in den Mund geschoben, wie hier bei Geburtstagen üblich. Zu meiner Überraschung war der Kuchen von einem jungen Mann gebacken worden, einem der wenigen Männer, die zwischen den jungen Frauen ihre Ausbildung machen. Die Mandazis, das traditionelle leckere Gebäck, ließ ich mir aber von der jungen Köchin erklären. Zum Lunch half ich beim Austeilen des Tees, der zusammen mit zwei Mandazis für viele die erste Mahlzeit des Tages war.

Einige der jungen Frauen der Catering-Gruppe, die Elke und mich im letzten Jahr bedient hatte, waren nicht mehr da. Sie hatten bereits eine Anstellung gefunden, eine in einem renommierten Hotel. Mehrere der Auszubildenden waren jetzt zu einem Praktikum in einem Betrieb. Ihre Lehrerin war dabei, sie dort zu besuchen.

Bewusst hatte ich mir vor meiner Abreise nach Kenia die Haare nicht mehr schneiden lassen. Ich wollte den auszubildenden Friseurinnen die Gelegenheit geben, einem Muzungu die Haare zu schneiden. Mit Begeisterung machten sich mehrere an meinem Kopf zu schaffen. Das Ergebnis habe ich dokumentiert und veröffentlicht. Die Bosco Girls waren begeistert, ich ließ mich von ihrer Begeisterung anstecken und mochte mich leiden. Elke hätte es sich nicht ganz so kurz gewünscht.

Francis Mbiu, der mit Fr. Chege im Juni ein Tag mein Gast war, hat seine Arbeit verloren und versucht es nun als selbst­ständiger Automechaniker. Seine kleine Werkstatt machte in ihrer Umgebung einen erbärmlichen Eindruck. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er erfolgreich sein kann.

Zwei weitere Besuche ließen mich innerlich betroffen und bewegt zurück. Ich besuchte Stephen Kagoyo, den ehemaligen Bosco Boy, der seit Jahren mit Freunden ein Ferienprogramm für Kinder im Slum Kariua gestaltet. Einen Tag verbrachte ich bei ihm und seinen Kindern. Ich half mit, das Essen zu verteilen – Reis und Bohnen, lecker gekocht – und aß mit ihnen. Anschließend spielten alle Brett­spiele am Tisch oder legten Puzzles. Ich brachte den Größeren das Spiel 11er-Raus bei. Ich war begeistert über die Ruhe und den Frieden, der sich über den spielenden Kindern ausbreitete.

Mit viel Anspannung fuhr ich nach Tinganga zum Kinderheim der Sr. Esther hinaus. Im letzten Jahr hatten wir die Schwester am Rande ihrer Kräfte erlebt, das Heim in keinem guten Zustand. Welche Freude, Heim, Schwester und Kinder in einem guten Zustand zu erleben! Gerade wurde Heu für die Kühe angeliefert. Die größeren Jungen halfen beim Entladen und Lagern. Selbstverständlich wurde anschließend der jetzt ordentlich gepflasterte Hof gefegt. Das Papier der Bonbons, die ich verteilte, wurde mir brav in die Hand gedrückt. Es herrscht Disziplin, aber ich spürte auch das liebe­volle Mitein­ander von Kindern und Schwester und ihrem kleinen Team.

Wie ein Wunder kam es mir vor, als ich die kleine Nancy sah: Sie läuft frei, beteiligte sich an unseren Kreisspielen, antwortete mir auf meine in Suaheli gestellte Frage – „Unakula ndizi?“, „Isst du eine Banane?“. Mit ihren großen Augen sah sie mich immer wieder ernst an, lächeln sah ich sie nicht.

Eine sehr traurige Nachricht habe ich auch zu überbringen. Das so hoffnungsvoll anmutende Klein­kredit-Projekt DONUM ist zusammengebrochen! Die ökonomische Krise mit ihren wahnsinnigen Preissteigerungen, insbesondere der Grundnahrungsmittel Maismehl, Weizenmehl, Zucker, Öl hatte die kleinen Händler in den Ruin getrieben. Die neue Regierung legt den kleinen Unternehmern zusätzliche Bürden durch hohe Steigerung der Steuern auf. Viele  Händler ernährten sich daraufhin von ihrem Kredit. An Rückzahlung war sowieso nicht zu denken. Unser Grundkapital ist zum Glück nicht ange­griffen worden, da wir die Kredite von den Zinsen bezahlen konnten. Das Kapital leidet unter der Schwäche des kenianischen Schillings. Da wir das Geld nicht zurücktauschen wollen, sondern überlegen, wie wir es auf andere Weise sinnvoll für die Armen verwenden können, sind wir davon nicht stark betroffen.

Eine kleine Episode, die – Gott sei gedankt – gut ausgegangen ist, erzähle ich noch. Bei der kleinen Jill, zwei Jahre alt, Tochter von Josse und Purity, war plötzlich der Nabelbruch eingeklemmt, ein medizi­ni­scher Notfall! 20 Stunden ließen die Ärzte verstreichen, bis sie Jill operierten. Die Versicherung war nicht geklärt. Ich hatte große Sorge, dass der Darm bereits nekrotisch war. Zu unserer großen Freude verlief aber alles unkompliziert und Jill ist wieder fröhlich und wohlauf.

Gerne war ich in Kenia, gerne bin ich aber auch wieder zurückgekehrt. Zwei Tage später war es meine Aufgabe, unseren Verein in der Gärtnerei Fischer in Horneburg zu präsentieren. Am Wochenende davor hatten es meine Freunde August, Irmgard und Margret getan. Viele gute Gespräche ergaben sich. Das Sparschwein blieb mit 140,50 € mäßig gefüllt. Ich vertraue auf euch, liebe Freunde, dass wir unsere Kinder, Jungs, Mädchen und junge Frauen im Savio Club, bei den Bosco Boys und Bosco Girls weiter unterstützen können!

Alles Gute Euch allen, eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Start im Jahre 2024!

Euer Alfons Nowak

Oer-Erkenschwick, 28. November 2023

Besuch in Kenia im Herbst 2022

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